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KFZ-Gutachten bei Elektroautos – Besonderheiten und Herausforderungen

KFZ-Gutachten bei Elektroautos – Besonderheiten und Herausforderungen

Die Elektromobilität ist längst im Alltag angekommen. Doch was bedeutet das für die Arbeit von Sachverständigen und Gutachtern? Elektroautos stellen Gutachter vor besondere Herausforderungen, die weit über die klassische Fahrzeugbewertung hinausgehen. Hier erfährst du die wichtigsten Aspekte im Überblick.


1. Hochvolttechnik: Sicherheitsaspekte bei der Begutachtung

Elektrofahrzeuge verfügen über Hochvoltsysteme, die Spannungen von 400 bis 800 Volt führen. Diese stellen ein erhebliches Risiko dar, wenn das Fahrzeug beschädigt ist.

Besonderheit:

Gutachter müssen prüfen, ob eine Spannungsfreiheit besteht, bevor sie Schäden im Bereich des Batteriesystems oder der Hochvoltkomponenten begutachten. Dies erfordert besondere Schulungen und Qualifikationen gemäß der DGUV Information 209-093 (Quelle).


2. Beschädigungen der Batterie: Kostenfaktor und Totalschadenrisiko

Die Batterie ist das teuerste Bauteil eines Elektroautos und macht bis zu 50 % des Fahrzeugwerts aus (Quelle: ADAC Technik Hintergrund).

Bei Unfällen kann bereits eine äußerlich unsichtbare Beschädigung der Batterie einen wirtschaftlichen Totalschaden bedeuten, da:

  • der Tausch der Batterie sehr teuer ist,
  • Reparaturen an Batteriemodulen kaum wirtschaftlich durchgeführt werden können,
  • viele Hersteller im Schadenfall pauschal den Austausch der Batterie empfehlen.

3. Herstellervorgaben für Reparatur und Bewertung

Viele Hersteller verlangen nach einem Unfall eine Prüfung der Batterie in autorisierten Fachwerkstätten, teilweise inklusive Diagnosetool-Auslesung, bevor sie eine Freigabe für die Weiterverwendung des Fahrzeugs erteilen.

Diese Vorgaben müssen Gutachter in ihren Gutachten berücksichtigen, um die Reparaturkosten realistisch und vollständig zu kalkulieren.

(Quelle: Dekra Elektromobilität Gutachten Hinweise)


4. Thermisches Durchgehen (Thermal Runaway)

Bei einer Beschädigung kann es zu einer unkontrollierten thermischen Reaktion der Batterie kommen, dem sogenannten Thermal Runaway. Dieses Risiko besteht auch zeitverzögert Stunden oder Tage nach dem Unfall. Fahrzeuge sollten daher sicher abgestellt und überwacht werden (Quelle: GDV Elektroauto-Brandschutz).


5. Wiederverkaufswert und Restwert bei Elektrofahrzeugen

Da sich Batteriekapazität und Reichweite direkt auf den Restwert auswirken, müssen Gutachter neben dem üblichen Fahrzeugalter auch die tatsächliche Restkapazität der Batterie berücksichtigen. Hierzu sind je nach Hersteller Diagnosetools oder zertifizierte Prüfprotokolle notwendig.

(Quelle: TÜV Batterie-Check)


Fazit

Gutachten bei Elektroautos erfordern:

  • spezielles Hochvolt-Wissen
  • Kenntnis der Herstellervorgaben
  • Einschätzung der Batterie-Beeinträchtigung
  • realistische Kalkulation von Totalschadenrisiken

Für Fahrzeughalter bedeutet das: Wähle immer einen Gutachter, der für Elektrofahrzeuge geschult ist, um Haftungsrisiken und fehlerhafte Bewertungen zu vermeiden.